Elementare taktische Motive werden früh erlernt und sind den Spielern sehr gut bekannt. In Studien kann man dieses Wissen anwenden, wobei sich der Verteidiger im Gegensatz zu den grundlegenden Taktikaufgaben wehren kann. Trainingsziele bei der Verwendung dieser Studien sind einerseits das Auffinden von Verteidigungsideen und andererseits sich nicht entmutigen zu lassen, wenn ein taktischer Trick nicht sofort zum gewünschten Ergebnis führt - vielleicht hat man ja noch Ideen, um den Gegner letztlich vor unlösbare Probleme zu stellen.
Taktische Motive
Der Spieß
Die folgende Studie ist relativ einfach. Bemerkenswert ist die Vielzahl der auftretenden Spieße. Weiß bringt letztlich die schwarze Dame zur Strecke.
Lösung
Es ist klar, dass Weiß in Schwierigkeiten steckt, wenn er nicht etwas Direktes vorzuweisen hat.
1.Ta8
Es zeigt sich, dass die schwarze Dame über kaum sichere Felder verfügt.[1.Lf3+? Kb6 2.Txa4 Df7 3.c4 Kc5 4.Ld5 Df2 …und der Vormarsch der schwarzen Bauern sorgt dafür, dass Weiß ums Remis kämpft.]
Das Konzept der Fesselung ist Spielern gut bekannt. In den folgenden Beispielen können sie dieses Wissen anwenden.
Beginnen wir mit zwei Studien zum Thema Kreuzfesselung.
Lösung
Weiß scheint wegen der Fesselung in der e-Linie in Schwierigkeiten zu stecken. Jedoch fesselt ein schwarzer Turm auf e6 nicht nur die weiße Dame, er ist auch gleichzeitig an seine Dame gefesselt.
1.Txe6 Txe6 2.b6+!
Der schwarze König wird auf die sechste Reihe gezwungen.
2…Kxb6
[2…Kb8 3.Th8+ De8 4.Txe8+ Txe8 5.Dxe8#]
3.Th6+–
Die Kreuzfesselung auf den Turm entscheidet. Schwarz ist verloren.
In diesem Abschnitt gewinnt zwar jeweils die angreifende Partei durch einen Abzug, jedoch zeigt die verteidigende Seite jeweils, dass es durchaus möglich ist, gegen einen drohenden Abzug Widerstand zu leisten.
Lösung
1.Kf3 b3! 2.Lf2!!
Zugegebenermaßen ist dieser Zug sehr schwer zu finden. Schauen wir uns an, woran andere Versuche scheitern. [2.cxb3? Lf2= Der schwarze Läufer räumt alles ab, was sich auf die Diagonale g1–a7 begibt und wenn er geschlagen wird, ist Schwarz patt.; 2.Le3? bxc2 3.a7 (3.d4 Lf2 4.a7 Lxe3 5.a8D c1D) 3…c1D 4.a8D Dc4 Im Gegensatz zur Variante 2.Lf2 steht Weiß jetzt nicht der Zug Kg3+ zur Verfügung. 5.d3 Dc2 …und nun blockiert nichts mehr die zweite Reihe. 6.Kf4+ Dg2 7.Df3=; 2.Ld4?? bxc2 3.a7 c1D 4.a8D Dxd2–+ Erneut beendet der Zug Dg2 alle weißen Mattträume.]
Lösung
2…bxc2
[2…Lxf2? Dies verliert ohne nennenswerten Kampf. 3.Kxf2 bxc2 4.a7 c1D 5.a8D+ Dc6 6.Dxc6#]
3.a7 c1D
Um den Schwierigkeitsgrad zu reduzieren, könnte man auch von dieser Stellung aus starten. Die Ideen des folgenden Kampfs sind uns bereits vertraut.
Lösung
4.a8D Da1! 5.Db7!
Die schwarze Dame träumte davon, über g7 das Feld g2 zu erreichen. [5.Dxa1? patt]
5…Db1 6.Dc6! Dc1 7.De4!
[7.Dd5? Dxd2=]
7…Db1 8.d3 Db4 9.d4 Db1 10.Dc6! Dc1 11.Dd5!+–
Lernziele: Abzug, Verteidigung gegen Abzug
Doppelangriff
Beginnen wir mit einem Springer, der die komplette gegnerische Armee abräumt.
Lösung
Weiß kann die größere Aktivität seiner Figuren und die gefährdete Position des schwarzen Königs ausnutzen.
Vermutlich der am schwersten zu findende Zug. Weiß droht matt und Schwarz hat nur eine vernünftig aussehende Verteidigung.
3…Td7
[3…Td5 4.Sxb6 Dd8 5.Dxd5 Dxd5 6.Sxd5+–]
4.Da8+ Kxa8
Jetzt trifft der weiße Springer einfach alles.
5.Sxb6+ Kb8 6.Sxd7+ Kc7 7.Sxf8+–
Das Endspiel ist leicht gewonnen für Weiß.
Lernziele: Springergabel, schwer zu parierende Mattdrohung
Treppenmanöver
Das Treppenmanöver wird in der Praxis nicht häufig vorkommen. Der große Nutzen für das Training ist jedoch, dass sich die Schüler die Frage stellen sollen, auf welches Feld sich eine Figur wünscht. Diese Fragestellung ist in praktischen Partien häufig sehr nützlich
Lösung
Die schwarzen Bauern sind ziemlich gefährlich. Weiß verhindert fortan die Umwandlung und setzt schließlich zum Fangschuss auf der Grundreihe an.
Diese Studie ist aus praktischer Sicht recht lehrreich. Es ist gar nicht notwendig, die Varianten bis zum Ende durchzurechnen. Jedes Mal, wenn Weiß am Zug ist, hat er genau einen Zug, der nicht offensichtlich verliert. Wenn man also nur einen Zug zur Verfügung hat, der wenigstens kämpft, kann man diesen spielen, ohne die Konsequenzen bis ins Detail durchzurechnen (Ausschlussmethode). Als Starthinweis sollte gesagt werden, dass drei Springer gegen einen für gewöhnlich gewinnen. Gemeinsame Erarbeitung eines Variantenbaums!
Lösung
1.Sg1
Verhindert e1D/T/L/S wegen der Gabel auf f3 und droht, den Bauern e2 zu eliminieren.